In der psychologischen Beratung verwende ich gerne kleine Anekdoten, die sich leicht einprägen und verständlich sind. Hier eine kleine Geschichte aus der Buddhistischen Psychologie:

Zwei Enten schwimmen in einiger Entfernung voneinander friedlich auf einem See. Nach einer Weile kommen sie sich zu nah und ein heftiger Kampf beginnt. Sie zetern, versuchen sich zu beißen, schlagen mit den Flügeln um sich und versuchen einander die Federn auszureißen. Und plötzlich ist Ruhe. So schnell wie der Kampf begonnen hat, ist er auch wieder vorbei und die Enten schwimmen ihrer getrennten Wege. Sie schlagen noch ein paar Mal heftig mit den Flügeln und richten ihre Federn. Wieder friedlich dahintreibend, schnattern sie vor sich hin und essen ein wenig Entengrütze.

Und die Moral von der Geschichte? Was können wir von den Enten lernen? Sobald der Streit vorbei ist, kehrt wieder Ruhe ein. Kennen Sie das von sich? Fällt es Ihnen so leicht eine heftige Emotion loszulassen? Oder kommt der Ärger oder die Enttäuschung immer wieder hoch? Sind Sie nach einem Streit wie die Ente, die friedlich auf dem See schwimmt?

Was macht die Ente anders? Sie lebt die Emotion, lässt sie da sein. Nach dem Kampf betreibt sie Selbstfürsorge, baut durch das Schlagen der Flügen Spannung ab und richtet ihr Federkleid. Am wichtigsten aber: die Ente verfügt über kein Bewusstsein und keinen Geist wie wir. Sie denkt nicht über die Emotion nach. Sie lässt sie da sein, verurteilt sich nicht und akzeptiert den Moment wie er ist. Den Kampf genauso wie den Frieden.

Emotionen akzeptieren – Eine praktische Übung

Nehmen Sie eine aufrechte Körperhaltung ein und schließen Sie Ihre Augen. Bringen Sie sich im Geiste noch einmal die Situation vor Augen, die in Ihnen eine unheilsame Emotion ausgelöst hat. Fühlen Sie sich in die Emotion ein und lassen Sie sie zum Leben erwachen.

1. Den Geist zur Ruhe bringen

Unser Geist ist unser Werkzeug, um die Umwelt zu analysieren, zu verstehen und zu bewerten. Indem wir jedoch unsere Gefühle mit unserem Verstand analysieren, tauchen immer neue Gedanken auf, welche die Emotionen verstärken. „Ich habe ein Recht ärgerlich zu sein, so behandelt man niemanden!“ oder „Ich habe solche Angst, wie soll ich das nur schaffen. Ich werde noch verrückt.“

Im folgenden Schritt geht es darum den Geist zur Ruhe zu bringen. Denn unser getrübter Geist verzerrt unsere Emotionen und unsere Emotionen verzerren unseren Geist. Ein Teufelskreis beginnt, der uns tiefer und tiefer in seinen Sog zieht – bis wir erschöpft sind oder einen Ausweg finden.

Atmen Sie einige Male tief ein und aus. Lassen Sie Ihren Atem ruhiger werden und fokussieren Sie sich auf das rhythmische Heben und Senken Ihres Bauches. Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Atmen Sie jetzt tief ein und lassen Sie nicht nicht ablenken. Versuchen Sie ganz da zu sein.

Fühlen Sie, wie Sie einatmen. Und wieder aus. Die Luft strömt durch Ihre Nase. Ist sie kalt oder warm? Wie fühlt sich Ihr Hals an? Beobachten Sie den gesamten Prozess und lassen Sie Ihre Gedanken los.

2. Fühlen Sie Ihre Emotion

Wenn Ihr Geist zur Ruhe gekommen ist, können Sie direkten Zugang zu Ihrer Emotion finden – mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf.

Fühlen Sie Ihre Emotion. Wie fühlt es sich an?

Wo spüren Sie Ihre Emotion im Körper? Im Bauch oder in der Brust? Fühlen Sie Schwere, Dumpfheit oder Dunkelheit? Fühlen Sie Taubheit, ein Grollen oder eine Spannung? Wie zeigt sich Ihre Emotion? Wie fühlt sich Ihre Haut an, Ihr Magen? Ist Ihnen warm oder kalt? Rast Ihr Herz, werden die Augen feucht oder wird Ihnen schwindelig?

Haben Sie keine Angst. Es ist nur eine Emotion, die Ausdruck in Ihrem Körper findet. Lassen Sie die Emotion leben und beobachten Sie neugierig was passiert. Als beobachteten Sie die Wolken am Himmel.

Es kann sein, dass die Emotion stärker wird. Das ist normal. Sie schenken ihr das erste Mal Ihre volle Aufmerksamkeit. Einer Emotion ganz ins ungeschminkte Gesicht zu sehen, ist nicht leicht. Aber es ist Nichts, was Sie nicht schaffen können. Es mag unangenehm sein, aber es ist nur eine Emotion, eine Wolke am Himmel.

3. Akzeptieren Sie die Emotion

Lassen Sie die Emotion weiter leben und akzeptieren Sie ihre Anwesenheit. Lassen Sie sie da sein. Es ist okay. Es ist weder gut noch schlecht. Es ist wie es ist. Sie müssen nichts weiter tun, als zu beobachten was in Ihnen passiert.

Erlauben Sie der Emotion da zu sein. Nichts ist verboten und alles ist erlaubt.

Beobachten Sie weiter und schauen Sie, ob sich die Emotion möglicherweise verändert. Wird das Gefühl schwächer? Oder wandert es an eine andere Stelle? Hat es sich in seiner Qualität verändert?

Egal was Sie fühlen, lassen Sie es einfach da sein. Letztendlich sind Emotionen nur ein Phänomen am Himmel. Wie eine Sternschnuppe.

Der Himmel, der als Sinnbild für unseren klaren Geist steht, wird durch die Sternschnuppe nicht verändert. Er wird möglicherweise verdeckt, bleibt in seiner klaren Natur aber bestehen. Wir können das Phänomen am Himmel also beobachten und weder als gut noch als schlecht bewerten.

Wenn wir unsere Emotion leben lassen, dann können sie verglühen wie Sternschnuppen am Himmel. Wenn wir sie unterdrücken, bleibt ihre Energie in unserem Körper stecken und sorgt für allerlei Probleme.

Achten Sie darauf, dass Sie die Emotion fühlen. Zerdenken Sie die Emotion nicht. Gedanken sind ein Produkt des Verstanden, Emotionen müssen gefühlt werden, nicht gedacht. Wenn Sie sich genügend Zeit für diese Übung lassen, werden Sie merken, dass die Emotion schwächer wird. Wie alles, dass lebt, stirbt die Emotion. Nur um kurz darauf in einer neuen Emotion wieder geboren zu werden.

WICHTIG:

Eine Emotion zu akzeptieren bedeutet nicht eine Situation zu akzeptieren.
Das Gegenteil ist der Fall. Eine Emotion bewusst wahrzunehmen, hilft eine Situation zu verändern, denn wir werden nicht mehr von ihr kontrolliert.

Wir können eine bewusste Entscheidung treffen, die im Einklang mit unseren Zielen und Werten steht. Wir können klar entscheiden, ob die Situation gut oder schlecht für uns ist oder ob es unsere Bewertung der Situation ist, welche die Situation negativ erscheinen lässt.

Ich freue mich über Kommentare ♥

In Zusammenarbeit mit:

Nadim Mekki Philosopher, Writer, Thinker Nadim Mekki, Schriftsteller, Denker und Stratege. Nadim Mekki spricht sechs Sprachen und reiste zwei Jahre durch Asien, in denen er den Buddhismus und die alten indischen Traditionen studierte. Auf seinem persönlichen Block schreibt er auf Französisch und Englisch über Philosophie, Politik und das Leben: www.nadim-m.com

Gemeinsam haben wir die Buchreihe "Buddha to go" geschrieben.

Ich stelle mich vor

Psychologische Onlineberatung Psychotherapie

Mein Name ist Carolin Müller, ich bin Diplom-Psychologin, Buddhistische Therapeutin und Onlinepsychologin. Mit meinen Klienten spreche ich via VideoAnruf über Depressionen, Sorgen, Ängste und Selbstwertzweifel.

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