Darf man Emotionen haben?

Unsere natürliche Art und Weise mit Emotionen umzugehen ist in der Kindheit noch sehr intuitiv. Wir weinen, wenn wir traurig sind, schreien, wenn wir ärgerlich sind und lachen, wenn wir glücklich sind. Aber durch die Reaktionen unserer Umwelt lernen wir mit der Zeit, dass es nicht immer korrekt ist, seine Emotionen zu zeigen. Da gibt es ein „Psssssst!“ hier und ein „Das macht man nicht!“ da.

In der psychologischen Beratung online begegne ich z.T. auch Menschen, die ihre Emotionen gar nicht mehr zeigen wollen. Denn sie haben gelernt, dass ihre Emotionen sowieso nicht von anderen anerkannt werden oder sogar negative Konsequenzen für sie haben. Sie finden andere Lösungen: Sie lenken sich ab mit Shopping, Fernsehen, Drogen, Plauderei etc. oder unterdrücken ihre Emotionen, indem sie sie gar nicht fühlen wollen und einen unnatürlichen Abstand zu ihnen schaffen.

In der Mehrheit der Fälle ist eine unterdrückte Emotion aber nicht verschwunden, sondern sie ist immer noch da. Wir nehmen sie nicht mehr wahr, aber unser Körper reagiert: Unsere Haare fallen aus, wir haben Rückenschmerzen, Magengeschwüre oder eine schlechte Verdauung. In der Psychologie nennen wir das eine psychosomatische Symptomatik.

Egal ob in der westlichen Psychologie oder der Buddhistischen Psychotherapie – der Mittlere Weg ist der beste. Das heißt ich entscheide mich nicht für die Extreme, sondern für die seichte Mitte.

Ziel ist es weder von der Emotion kontrolliert zu werden noch die Emotion zu kontrollieren. Es geht darum sich zu entspannen und zu beobachten. Genauso als würde man das Wetter beobachten.

Ein klarer Geist ist wie der blaue Himmel. Er ist immer da. Es mag sein, dass er durch Wolken verdeckt wird, aber dahinter ist der Himmel immer blau. Unsere Emotionen sind wie Wolken. Sie sind ein Phänomen am Himmel.

Bewertung von Emotionen und soziale Normen

Wir leben in einer Schwarz/Weiß Gesellschaft: Arm/reich, schön/hässlich, gut/böse. Dieses Schema trifft auch auf unsere Emotionen zu. Man muss glücklich sein, sonst ist man krank. Wenn wir der Werbung und den sozialen Medien glauben schenken, dann ist alle Welt so erfolgreich und glücklich, aber glauben Sie, dass der Himmel immer blau sein kann? Schwachsinn.

Wir leben in einer „Wie geht’s dir? – Gut!“-Gesellschaft. Warum? Ist es nicht in Ordnung „Schlecht.“ zu sagen?

Stattdessen empfinden wir für unsere Emotionen noch eine Scham und verurteilen uns. „Ich sollte nicht traurig sein. Es gibt Leute, denen es sehr viel schlechter geht…“ Damit laden wir uns ein doppeltes Leid auf.

In Wahrheit sind Emotionen nur Emotionen. Und Emotionen erscheinen in Kontrasten und in Grau-Stufen, die relativ zu einander sind. Es gibt kein Glück ohne Traurigkeit, keinen Ärger ohne Freude. Wir befinden uns im ewigen Strudel der Emotionen und keine ist gut oder schlecht.

Eine positive Emotion, die ich jetzt fühle, kann zu einem negativen Gefühl in der Zukunft führen, vice versa. Eine schöne Hochzeit kann zum Beispiel zu einer schmerzhaften Scheidung führen und diese wiederum zu einer positiven Lebensveränderung.

Seien Sie stolz auf alle Emotionen, die Sie fühlen und akzeptieren Sie Ihre Emotionen, genauso wie Sie das Wetter akzeptieren.

Emotionen – identifizieren oder distanzieren?

Wenn wir Ärger fühlen, glauben wir, dass wir zu 100% nur ärgerlich sind. Wir identifizieren uns mit dem Gefühl. Unser ganzes Wesen entspricht diesem Gefühl. Aber in Wahrheit ist das ein Irrtum. Wenn der Ärger ein Teil von Ihnen wäre, Sie also Ihr Ärger wären, dann müssten Sie ja die ganze Zeit ärgerlich sein.

Emotionen sind aber wie eine Wolke am Himmel. Sie verdecken die Realität (den blauen Himmel), sind aber nicht die Realität. Und das ist weder schön noch hässlich. Es ist wie es ist.

Die Art und Weise wie Sie den Himmel bewerten, sorgt für ein gutes oder schlechtes Gefühl.Wenn Sie in der Lage sind Ihre Emotionen genauso zu beobachten wie Sie den Himmel beobachten, werden Sie verstehen, dass eine negative Emotion nicht notwendigerweise Leid bedeutet.

Auch eine Gewitterwolke kann sehr schön sein. Das persönliche Leid kommt nicht von der Emotion selbst, sondern von der Tatsache, dass Sie es nicht gut finden diese Emotion zu empfinden. Sonst würden Sie auf die leidige Frage einfach antworten „Es geht mir schlecht.“

Stattdessen betreten wir den Teufelskreis, identifizieren uns mit der Emotion, übergeben ihr das Ruder und handeln aus der Emotion heraus. Langfristig fügen wir uns selbst und anderen nur noch mehr Leid dadurch zu.

Fazit

Das sagt sich so leicht, nicht wahr?

Die Weisheit des Mittleren Weges in der Buddhistischen Psychologie ist leicht gesagt, aber wie setzt man es nun in die Praxis um?

Lesen Sie Teil 2 des Artikels inkl. praktischer Übung!

 

In Zusammenarbeit mit:

Nadim Mekki Philosopher, Writer, Thinker Nadim Mekki, Schriftsteller, Denker und Stratege. Nadim Mekki spricht sechs Sprachen und reiste zwei Jahre durch Asien, in denen er den Buddhismus und die alten indischen Traditionen studierte. Auf seinem persönlichen Block schreibt er auf Französisch und Englisch über Philosophie, Politik und das Leben: www.nadim-m.com

Gemeinsam haben wir die Buchreihe "Buddha to go" geschrieben.

Ich stelle mich vor

Psychologische Onlineberatung Psychotherapie

Mein Name ist Carolin Müller, ich bin Diplom-Psychologin, Buddhistische Therapeutin und Onlinepsychologin. Mit meinen Klienten spreche ich via VideoAnruf über Depressionen, Sorgen, Ängste und Selbstwertzweifel.

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