In der Zeit meiner Reisen und Studien Buddhistischer Psychologie in Indien und Nepal habe ich viel über die Rolle der Religion in der menschlichen Psyche gelernt.
In der westlichen Welt ist die Religion beinahe aus den Praktiken und dem Glauben der Menschen verschwunden. Seit mehreren Jahrzehnten erklären wir alles auf materialistischer Ebene und mit den Theorien und Erkenntnissen der Wissenschaft. Die zentrale Annahmen sind dabei, dass wir Tiere sind, die wie alle anderen Tiere den Regeln der Biologie unterliegen, dass das Universum aus dem Urknall geschaffen wurde und dass es letztendlich wieder zerfallen wird. Mittels dieser zentralen Annahme schufen wir zahlreiche weitere Theorien in allen Feldern der Wissenschaft. Gleichzeitig schufen wir einen enormen Hunger nach Sinn und Spiritualität geschaffen, der manchmal zu einem Gefühl der Leere, Sinnlosigkeit, Einsamkeit und Isolation führt. Ich glaube, dass ein Großteil unserer psychischen Belastung in der Unfähigkeit begründet sein kann, unserem Leben einen Sinn zu geben.
Religion und Psychologie in Indien
Religiöse Überzeugungen und Praktiken vermitteln den Menschen auf der anderen Seite ein systemisches Verständnis vom Leben und dem Leben nach dem Tod. In Kaschmir, hoch im Norden von Indien, sagten die Leute mir, man müsse akzeptieren, was geschieht und sich ganz dem Willen Gottes ergeben. In den Glaubenssätzen der dort lebenden Muslime gilt: Je mehr Gott in Ihrem Herzen ist und je größer ihre Hingabe gegenüber Gott ist, desto wahrscheinlicher wird ihnen ein glückliches Leben auf Erden gewährt und ein Platz im Paradies.
Wenn Sie von Kaschmir weiter nach Osten fahren, betreten Sie eine Bergregion namens Ladakh. Die Menschen, die dort leben sind hauptsächlich Buddhisten und viele von ihnen kommen aus dem besetzten Tibet. Die Buddhisten glauben, dass dieses Leben hier nur eines von vielen in einer unendlichen Kette von Geburten und Wiedergeburten ist. Diese Zyklen werden durch das Gesetz des Karmas geregelt. Das Ziel des Lebens ist es daher, sich so zu verhalten, dass es zu einer guten Wiedergeburt führt. Das ultimative Ziel ist es im Rahmen dieser vielen Leben die Erleuchtung zu erlangen und selbst ein Buddha zu werden – ein Zustand des Nicht-Leidens und der ständigen Freude.
Diese Überzeugungen, gemischt mit den Praktiken wie Gebete, Gesänge und Meditation, können inneren Frieden und Zufriedenheit bringen. Das Leben selbst wird zu einem Objekt der Anbetung und der Kontemplation. Es gibt in diesem Glaubenssystem keinen Grund zur Sorge, solange wir unsere Praktiken und unser kosmisches Vertrauen bewahren.
Psychologie und spirituelle Armut im Westen
Wenn Sie wie ich in einer westlichen Gesellschaft geboren wurden, in der Wissenschaft, Rationalität und Geld viel mehr präsent waren als Spiritualität, dann besteht unsere Herausforderung darin, eine Art religiösen Aspekt in unser Leben zu integrieren.
Wir können uns vielleicht fragen, ob es einige Praktiken gibt, zu denen wir uns verpflichten möchten oder ob es einige wichtige Dinge gibt, die wir erreichen möchten.
Wir können uns auch fragen, ob wir ein gutes Verhältnis zur Vorstellung unseres Todes haben. Sind wir bereit zu sterben? Können wir diese Themen friedlich ansprechen? Haben wir sogar spirituelle Freunde, mit denen wir über unsere tiefen Gefühle, unsere Hoffnungen und unsere Ängste sprechen können? Oder sind wir allein, inmitten einer Gesellschaft, die mit einem übermäßigen Materialismus beschäftigt ist? Und wie sieht unser Leben nach dem Tod aus?
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