Jeder von uns durchlebt schwere Zeiten. Jeder von uns wird einmal von einem anderen Menschen verletzt und gekränkt. Für manch einen ist es einfach, die Dinge hinter sich zu lassen und weiter zu leben. Andere können nicht vergessen. Manche Erinnerungen und mancher Schmerz sitzen zu tief, um einen Strich darunter zu ziehen und ohne Gram im Herzen in die Zukunft zu schauen.
Aber ist es nicht von Vorteil manche Dinge einfach auf sich beruhen zu lassen?
Mahatma Gandhi sagte:
„Der Schwache kann nicht vergeben.
Vergebung ist das Merkmal der Starken.“
Ist Vergebung also ein Merkmal der psychisch Starken und kann Vergebung dazu führen, nicht mehr über schmerzhaften Erinnerungen nach zu grübeln?
Neueste Studien beschäftigen sich eingehend mit dem Thema Vergebung. Die Forscherin Saima Noreen konnte nachweisen (Noreen et al., Journal Psychological Science, 2014), dass die Fähigkeit zur Vergebung die mentale und physische Gesundheit fördert. Erschütternde Erinnerungen hinter sich zu lassen wird als eine effektive Strategie zur Bewältigung von Problemen angesehen und hilft den Blick nach vorn zu richten und das Leben zu leben.
Die Frage ist jedoch, ob Vergebung auch tatsächlich zu Vergessen führt. In der Studie von Noreen konnte gezeigt werden, dass Personen, die eine Missetat vergeben, sich schon nach kurzer Zeit sehr viel schlechter an Details erinnern. Im Gegensatz dazu, erinnern sich noch gekränkte Menschen sehr viel besser an das ihnen zugefügte Unrecht. Die Ergebnisse zeigen also das allgemeine Sprichwort „Vergeben und Vergessen“ zu bestätigen. Wer vergibt, kann auch vergessen und die Dinge hinter sich lassen.
Fakt ist, dass eine Untat zu vergeben von Forschern als eine Schlüssenrolle in der Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen gesehen wird. Auf diese Weise können unnötige Konflikte vermieden werden. Statt in der Vergangenheit zu schwelen, wird die Zukunft ins Auge gefasst. Dieser Blickwinkel auf die Dinge führt langfristig zu mehr Glück und Wohlbefinden, denn die Vergangenheit kann man ja bekannterweise doch nicht ändern.
Nun ja, die Frage stellt sich, meinem Eindruck nach, nicht kognitiv, moechte ich vergeben oder nicht, sondern, wie gelingt es, tatsaechlich, authentisch gefuehlt, zu vergeben.
Da bemerke ich, dass es gar nicht wirklich um Vergeben geht, sondern im <3 SEIN
Ich frage mich da, wie man vergeben kann, wenn der Schadensverursacher keine richtige Einsicht zeigt?
Bleibt da nicht die Befürchtung, dass ohne Einsicht nicht auch eine Wiederholung jederzeit möglich wäre?
Einem Menschen zu vergeben hat nicht notwendigerweise mit dessen Einsicht zu tun. Es geht stattdessen um die Fähigkeit zu vergeben und in diesem Zug die Vergangenheit loslassen zu lernen.
Eine Wiederholung der Tat kann natürlich immer passieren – mit oder ohne Vergebung. Der Punkt ist aber, wie man zwischen den „Taten“ sein eigenen Leben lebt. Lebe ich in der Vergangenheit und habe immer die Angst vor einer neuen Verletzung oder lasse ich Vergangenes hinter mir und lebe den jetzigen Moment zu 100%.